Chemo, die Dritte. Wieder ein neues Abenteuer.
Tag 1 – Was wird wohl dieses mal passieren?
Zu aller erst: wieder mal die Infusionen in der Tagesklinik. 4 Uhr morgens klingelt der Wecker. Hm. Ich muss raus. Dehnen, ein wenig Bauchmuskeln aktivieren, Hunde kraulen, dann mein Kaffee. Es ist früh, ich habe kaum geschlafen. Nun, ich kann ja in der Tagesklinik schlafen 🙂
Tasche Packen, mit den Hunden raus, waschen, Hundefrühstück.
Am Morgen der ersten Reise musste meine Große Galle erbrechen, am Morgen der zweiten Reise hat meine Kleine das Frückstück wieder rausgebracht. Heute: keine von beiden musste erbrechen. Also mir geht es gut, ich hatte keine Angst mehr. Ja, so habe ich mich auch gefühlt. Ich hatte ja schon eine Idee, was auf mich zukommt. Ich wusste, dass ich auch die Antikörper ganz gut vertrage, dass meine Mastzellen sich nicht gegen die Antikörper wehren. Natürlich werde ich das Cortison nehmen, damit mir nicht wieder so schlimm übel wird. Auch Die Tropfen gegen Übelkeit habe ich jetzt im Haus. Wir 3 Mädels waren entspannt.
Um 6.20 klingelt es schon an der Tür. Der Taxifahrer wartet mit Regenschirm auch mich, um mich trocken zum Taxi zu begleiten. Wow.
Das war die interessanteste Taxifahrt meines Lebens. Ein Mensch, der deit 30 Jahren Rohköstler ist, jahrelang selbstständig war, durch Corona die Selbststänidgkeit eingebrochen ist wie bei mir, wie ich viele Male umgezogen ist, in der Mitte Deutschlands gelandet ist und nie krank war. Wir hatten spannende Gespräche über das Thema Gesundheit. Inspririerende Taxifahrt. Gerne wieder.
Die Infusionen wurde heute wohl auf Turbo eingestellt. Vor allem am Nachmittag. Ich war schon viel früher fertig, als gedacht. Es war ein Taxi in der Nähe, die Zentrale aber wusste nicht, ob FahreIn NichtraucherIn ist oder nicht. Also zog ich es vor, auf den Taxifarer von der Hinfahrt zu warten. Da war ich sicher.
Anmerkung: Ich habe vor 8 Jahren aufgehört mit Rauchen, bin keine militante Exraucherin. Aber ich bin sehr geruchsempfindlich. Eine Stunde auf engem Raum mit jemandem, der/die aus dem Mund oder sogar aus allen Poren nach altem Zigarettenrauch riecht, nein, das schaffe ich nicht. Ich mag den Geruch von frischem Zigarettenrauch noch sehr gerne. Aber nicht dieser alte Muff im kleinen Raum.
Zurück zur Fahrt: es war wieder interessant. eine angenehme Rückfahrt mit Inspirationen. Danke an diesesn wunderbaren Menschen :-).
Eine Freundin war bei mir zuhause, um mit meinen Hundis rauszugehen. Danke an sie 🙏
Ich war schon ein wenig durcheinander. Vl waren die Infusionen zu schnell durchgelaufen. Ja, sie werden am Anfang langsamer eingestellt, wenn man sie gut verträgt, werden sie dann schneller eingestellt. Aber ich glaube, das heute war zu schnell. Bin ko, bin durcheinander. Mit den Hundis kuscheln, Essen, ausruhen, kurz vor die Tür zum lösen – also die Hunde 🙂 – dann ab in die Heia.
Was wird es dieses Mal geben? Wieder Verstopfung? Oder Durchfall? Übelkeit? Dafür versuche ich vorzubeugen. Ich nehme ganz brav das Cortison. Normalerweise habe ich nicht gerne Cortoson, denn die SchulmedizinerInnen machen es sich oft zu leicht und geben mal eben Cortison, ohne zu forschen, wo Ursachen von Beschwerden sein könnten. Aber hier hat Cortoson auch in meinem Herzen einen willkommenen Platz. Denn nochmal so schlimme Tage wie ist der 2. Reise – NEIN. Lieber 3 Tage Cortison. Ist für Akut. JA! 🙂 Super, dass es das gibt! Sonst würde ich diese Chemo nicht durchstehen wollen.
Tag 2 unauffällig
Tag 2 der dritten Reise ist unauffällig. Ich habe noch Energie, werde wie bei den ersten beiden Chemos. Einkäufe machen und einiges erledigen nach Prioritätenliste, oben anfangen. Alles geschafft. Aber, ich habe insgesamt ein wenig weiger Energie.
Tag 3 und 4 – wie wird es heute?
Wie wird es denn heute? Wird mir übel?? Kann ich auf Toilette? Hm. Überraschungspaket. Ich beginne den Tag wie immer mit ein paar Dehnübungen, Hundegassigang, Frühstück. Ich bin insgesamt müde und kraftlos, mein Bauch fühlt sich nicht wohl an. Aber ich bin soweit ok. Der Darm tut seine Arbeit gut, nur leichte Verstopfung, mir ist nicht übel. Schongang, ausruhen, mit den Hundis an die frische Luft. Sauerkraut, am Morgen ein paar Backpflaumen mit viel Wasser (ich mag diese eingeweichten Backpflaumen nicht). So klappt dann auch der Toilettengang.
Am Abend merke ich wie sich langsam ein Hauch Übelkeit breit macht. Ok. Gleich im Keim ersticken. Ich habe im Krankenhaus ein Rezept für Tropfen gegen Übelkeit bekommen. Besser als Tabletten. Geht im Ernstfall auch über die Schleimhaut. Aber noch ist nicht ernst, ich nehme trotzdem die Tropfen, geht schneller als erst durch den ganzen Magen-Darm-Trakt. Ja, fiunktioniert. Ich kann schlafen, nichts passiert. Nur ein Unwohl im Bauch. Damit kann ich leben.
Tag 5 – mich wirfts aus der Bahn
Meine Kraft, meine mentale Kraft ist gering. Denn ich habe heute erfahren, dass eine für mich sehr wichtige Person leider den Krebs nicht überlebt hat. Eine Heilpraktikerkollegin. Vor ca 20 Jahren bekam sie das erste Mal die Diagnose Krebs. Nach der Gensung absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilpraltikerin. Sie hat 20 Jahre vielen Menschen auf dem Weg in die Gesundheit geholfen. Auch mir. Auch habe ich bei ihr als erfahrene Kollegin sehr viel gelernt, v.a. zum Thema Darmsanierung und Harnschau, Gesamtheit, Ganzheitlichkeit. Nun in den letzten Jahren hat es sie leider wieder erwischt. Es war ein langer Weg, ihr Körper wurde dann doch leider schwächer und schwächer. Viele OPs, viel liegen, …
Danke an Dich! Dein Spirit wird mich noch lange begleiten.
Was macht das mit mir?? Bin ich auf dem richtigen Weg? Finde ich den Weg raus? Ich möchte nicht kämpfen. Das habe ich lange genug in meinem Leben gemacht. Ich habe im Moment keine Kraft für Meditationen, für Geistiges. Einfach nur noch hinlegen, ausruhen, Fernsehen gucken, ablenken.
Tag 6 – 9 Sonne! Endlich wieder Energie tanken
So, die letzten Tage fasse ich mal zusammen. Die Sonne scheint endlich. Es gibt Licht und Energie. Das tut gut. Mir geht es wieder besser, ich bin aus meinem Tal raus.
Spaziergänge in der Wintersonne. Es ist kalt, eisiger Wind. Dick anziehen, auch meine kleine Hündin. Ich nenne sie liebevoll „Lumpenhund“. Ich habe ihr aus 2 Buffs, einem Handtuch und ihren 2 Pullovern was warmes gebastelt. Sie sieht lustig aus. Die Kleine hat ganz kurze Haare, kein Unterfell. Ausserdem durch Cortisin Haarausfall. Hauptsache warm, 🙂 Sie hat richtig Spass in der Sonne zu laufen, wenn sie nicht friert. Die Kleine ist seit einem Jahr bei mir, ich habe sie spontan aus ganz schlechter Haltung übernommen (aus einem Dorf weiter, nicht aus Südeuropa!)
Sie war unterernährt, kannte lange Gassigänge nicht – sie kannte gar nichts, hatte nur Angst, ging bei Regen und Kälte gar nicht raus. Morgens hat sie immer noch keine Lust zu laufen, aber am Nachmittag rennt sie wie die Wutz mit erhobenem Kopf und erhobener Rute. Also dick anziehen und los.
Meine Große hat ein dickes Fell. Sie friert nicht so schnell. Wir haben auch schon minus 20 Grad gemeistert.
Ich mache mir Sorgen um meine Lunge. Das Volumen ist gering. Die kleinste Steigung fällt mir schwer. Ich hatte laut Entlassungsbericht vom Oktober einen Pleuraerguß (Flüssigkeit zwischen Rippen- und Lungenfell). Das kommt wohl häufug bei Tumoren vor, dazu auch als Nebenwirkung der Chemo.
Ist da jetzt wieder Flüssigkeit drin oder sind die beiden Häute „nur“ verklebt? Wenn verklebt, könnte ich Mobi-Übungen machen. Wenn Flüssigkeit ist das m.E. eher kontraindiziert. Wieder warten auf Arzttermine, auf Diagnostik. Morgen bekomme ich ein Stethoskop geliehen (ich finde meins nicht). Dann höre ich mich erstmal selber ab. Selbst machen ist ja eher die Losung dieses kranken Gesundheitssystems.
Postiv: ich kenne mich mit Medizin aus, habe ein gutes Körpergefühl und möchte wieder gesund werden 🙂 Also selber machen.
Tag 11
Heute musste ich wieder kleines Blutbild bestimmen lassen. Da meine Hausärztin die Ferienwoche mit ihren Kindern geniesst, musste ich ins MVZ zu ihrem Kollegen. Ich erzählte ihm von meiner Sorge um die Lunge. Er schaute gleich via Utraschall nach, kein Erguß. Super, weiter Lunge und Rippen mobolisieren. Nächste Woche kann sich meine Osteopathin auch „austoben“.
Ansonsten war der Tag wieder voller Sonne. Dick anziehen und raus 🙂
Tag 12
Ich mache mir immer noch Sorgen um meine Lunge. Es macht ein bisschen Angst, nicht durchatmen zu können. Nicht genug Sauerstoff in den Körper bringen zu können. Also dehnen, dehnen und dehnen. Und was möchte meine Körper mir sagen?
Raum nehmen, mit lebenswichtigen Stoffen ausreichend versorgen. Warum klappt das nicht? Warum lässt mein Körper das wieder nicht zu? Ohne Essen kann man lange überleben, ohne Sauerstoff nicht. Ich habe mich lange Jahre nicht richtig gut versorgen können, jetzt arbeite ich alles auf, ich lerne, Gutes zuzulassen, ich dachte ich schaffe das endlich. Nein – mein Körper verlangt, noch tiefer in die dunklen Katakomben der Seele reinzuschauen, die dunklen Stellen zu erhellen, reinsehen um dann verstehen zu können, was es braucht zum Heilen.
Anfang Febraur habe ich wieder einen Körperpsychotherapie – Termin und einen Intensivtag zum Thema Geschwister in einer Kleingruppe. Das wird wieder ein Stückchen Heilung in mein System bringen.
Tag 13 – 21 der Chemo – Reise
Ich fasse diese Tage wieder zusammen:
Mir geht es relativ gut. An manche Dinge habe ich mich gewöhnt: hin und wieder leichtes Nasenbluten, insgesamt nicht so belastbar wie vor der Chemo – Reise, das MCAS, die Mastzellen meckern ein wenig mit Restless Legs, Vergesslichkeit, oft Watte im Kopf. Zwerchfell und Lunge sind fest, lassen mich nicht ganz durchatmen. Meine Knie zwicken hin und wieder, meine Daumensattelgelenke schmerzen. Aber alles in allem geht es mir gut, wenn ich so überlege, dass ich schon die Dritte Chemo hinter mir habe.
Vorgestern habe ich mit Hilfe eines Freundes meine ganzen Sachen in einen neuen Lagerraum gebracht. Ein Transporter voll. Vor der OP hatte ich das alle alleine geschleppt. Ich dachte, ich habe einne professinellen sauberen Lagerraum gefunden. Nein – Mäuse. Also weiter gesucht. Und gefunden. Vl kommen da auch Mäuse rein, es ist eine Garage. Wenn die spitz bekommen, dass da warme Decken und Tücher dirn sind, …. Aber ich darf die Garage kostenlos nutzen. Schon mal ein Fortschritt, denn ich muss gerade von herzlich wenig Krankengeld leben. Werde mal Pfeffer vor die Tür streuen. Hoffe, das hält sie davon ab, durch die kleinen Schlitze zu krabbeln.
Ist schon krass, was ich da vorgestern geleitet habe nach der dritten Chemo!
Morgen geht die 4. Reise los.